• e-werk weimar (Maschinensaal)
  • Alter ab 16 Jahren

Junk / 7 Minuten

Schauspiel-Doppelabend von Ayad Akhtar und Stefano Massini

Mit »Junk« entwirft der amerikanische Autor Ayad Akhtar einen Wirtschaftskrimi, der nach der Finanzkrise vor gut zehn Jahren sehr vertraut wirkt: Ein Unternehmen, das mal ein Stahlproduzent war, mittlerweile aber auch Medikamente produziert und Finanzdienstleistungen anbietet, ist ins Visier des berühmt-berüchtigten Investmentbankers Robert Merkin geraten. Um das benötigte Kapital für die Übernahme ranzuschaffen, nutzt Merkin dubiose Finanzinstrumente, sogenannte Schrottanleihen – englisch: Junk. Der Chef des Konzerns sieht derweil sein Familienerbe bedroht und wehrt sich mit allen Kräften dagegen, während die Staatsanwaltschaft Merkin bereits im Nacken sitzt.

»7 Minuten« von Stefano Massini lenkt die Perspektive auf diejenigen, bei denen eine Firmenübernahme Existenzängste auslöst: die Angestellten. Die elf Frauen eines Betriebsrates sollen darüber entscheiden, sieben Minuten ihrer Pause zu opfern. Im Gegenzug verzichten die neuen Eigner auf Kündigungen. Ein scheinbar kleines Opfer, doch auf alle Arbeiterinnen hochgerechnet, erkaufen sich die neuen Chefs, die »Krawatten«, damit 600 kostenlose Stunden Arbeitszeit.

In »Junk« nimmt sich der einstige Firmenchef das Leben, als klar wird, dass er sein Unternehmen nicht vor der feindlichen Übernahme schützen kann. Er vermacht seinen Angestellten 90% seiner verbliebenen Anteile am Unternehmen. Doch die verkaufen die Anteile und lassen sich ausbezahlen. Eine Entscheidung, die zeigt, wie verlockend 21.000 Dollar sein können. In »7 Minuten« geht es um eine ähnliche Fragestellung: Kurzfristig auf sieben Minuten Pause verzichten um den Job zu behalten oder sich gegenüber den neuen Eigentümern wehrhaft zu zeigen, weil die angebotene Pausenverkürzung vielleicht nur die erste von weiteren Zugeständnissen ist?

In beiden Geschichten geht es um Machtverhältnisse: Wer ist in der Lage Unternehmensgeschicke zu beeinflussen? Ayad Akthar beantwortet diese Fragen sehr eindeutig, nämlich diejenigen mit Kapital. Stefano Massini geht es in seinem Stück darum, diesen Mechanismus an einer konkreten Stelle zugunsten der Angestellten zu verschieben. Die Regisseurin Maria Viktoria Linke setzt in ihrer ersten Arbeit für das DNT beide Stücke in Beziehung zueinander.

Seite mit Freunden teilen