»Jan Neumann adaptiert den Stoff in einer Inszenierung, in der sich Biographie und Kulturgeschichte grandios vereinen. (…) Annie Ernaux vermied das ›ich‹ im Erzählen und wählte ein ›sie‹. Jan Neumann hat dieses »sie« weitergedacht und gemeinsam mit den fünf Schauspielerinnen auf der Bühne des Kesselhauses im Weimarer E-Werk daraus eine kollektive Geschichte erarbeitet und damit genau den Mehrwert geschaffen, den man bei Dramatisierungen von Romanstoffen gelegentlich vermisst. Diese Inszenierung (…) holt den Stoff beeindruckend in das Hier und Jetzt. Die fünf Frauen (…) und ihre Annäherung an das Thema machen aus diesem Abend ein Kulturgeschichts-Erlebnis. (…) Getrieben und zusammengehalten wird er von einem live eingespielten Soundtrack. (…) Auch dank dieser Musik ist der Duktus des Abends vorwiegend leicht, streckenweise sogar revuehaft. Was interessanterweise seine Ernsthaftigkeit stärkt, statt sie zu schwächen, weil hier eben nicht belehrt, sondern gemeinsam gelitten wird an den aus heutiger Sicht teilweise absurd wirkenden Frauenbildern der letzten sieben Jahrzehnte. (D)ieses raffiniert aus Zeitgeschichte und Persönlichem zusammengesetzte Szenen-Kaleidoskop weckt die eigenen Erinnerungen in jedem einzelnen Zuschauer. (…) Ein grandioser Abend!«
(nachtkritik.de, Matthias Schmidt)
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»Das ist so gar kein Buch für das Theater. Eigentlich. Regisseur Jan Neumann entdeckte darin dennoch eine bühnentaugliche Struktur und entwickelte daraus mit fünf Schauspielerinnen, die kaum zufällig in fünf aufeinander folgenden Jahrzehnten geboren wurden, ein Stück für jeweils 30 Zuschauer im E-werk Weimar. (...) Sie finden (...) viele wunderbare Gelegenheiten, Luft zu holen und an den Text zu lassen, gleichsam zwischen seine Zeilen zu kriechen und mit ihm zu spielen – und vor allem auch miteinander. So entfalten sie aus vielen kleinen Bruchstücken ein großes buntes Tableau des Lebens zwischen Zuversicht und Verdruss, Anspruch und Wirklichkeit, revolutionärer Haltung und konservativer Lebensführung, zwischen Aufbruch, Ausbruch und Zusammenbruch. (...) Eine starke heiter-melancholische Revue!«
(Thüringer Allgemeine, Michael Helbing)
- Jan Neumann (Regie)
- Matthias Werner (Bühne & Kostüme)
- Johannes Winde (Musik)
- Eva Bormann (Dramaturgie)