- Sara Drasdo (Kostüm)
- Nietzsche-Gedächtnishalle
- Premiere 25.08.2021
438 Tage NSU-Prozess – Eine theatrale Spurensuche
Dokumentarisch-performatives Reenactment des NSU-Prozesses am OLG München
Das Kunstfest Weimar nimmt den Jahrestag der Enttarnung der drei Haupttäter*innen des NSU-Komplexes 2011 zum Anlass den NSU-Prozess theatral aufzuarbeiten. In den Fokus rücken dabei vor allem die Opfer sowie die Leerstellen in der Aufklärung. Auch heute noch sind die Hintergründe des NSU-Komplexes unklar: Die Frage nach rechten Netzwerken sowie Verstrickungen behördlicher Organe bzw. Mitwisser- und Mittäterschaft von staatlichen Strukturen sind – trotz der Untersuchungsausschüsse und des NSU-Prozesses am OLG München – nach wie vor nicht befriedigend beantwortet.
Als dokumentarisch-performatives Reenactment wird eine kondensierte Rekapitulation des Prozesses entlang unterschiedlicher thematischer Schwerpunkte, auch in Bezug auf die Gegenwart zu sehen sein. In 17 Kapiteln an 17 Tagen werden die Problemkomplexe des Münchner NSU-Prozesses verhandelt und unterschiedliche Perspektiven auf den Prozess sowie auf die bis heute nicht geklärten Fragen eröffnet. Dabei werden jeden Tag neu Rollen von Weimarer Bürger*innen, Prozessbeteiligten oder Personen des öffentlichen Lebens übernommen.
Regie führt Nuran David Çalış, der als Experte für dokumentarische Theaterformate mit politischen Schwerpunkten gilt. Er inszenierte u. a. »Die Lücke – Ein Stück Keupstraße«, bei dem die Überlebenden des NSU-Nagelbombenanschlags von 2004 auf der Bühne des Schauspiels Köln zu Wort kamen und zuletzt am Schauspiel Frankfurt »NSU 2.0«, das sich mit den Menschen beschäftigte, die weiterhin vom NSU mit dem Leben bedroht werden. Die Textfassung ist von Tunçay Kulaoǧlu, der bereits die Vorlage für das 2019 entstandene »Reichstags-Reenactment« entwickelte.
Im Anschluss an jede Vorstellung findet ein Gespräch mit Beteiligten und Expert*innen statt, das den Diskurs über die verhandelten Problemkomplexe weiterführt und vertieft.
Regie & Video: Nuran David Çalis
Text & Dramaturgie: Tunçay Kulaoğlu
Bühne: Irina Schicketanz
Kostüme: Sara Drasdo
Musik: Vivan Bhatti
Mit Mitgliedern des Schauspielensembles des DNT und Bürger*innen aus Weimar
Eine Produktion des Kunstfest Weimar mit dem DNT Weimar
Kooperation mit dem Förderverein Buchenwald e. V. und Licht ins Dunkel e. v.
gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung, dem Lokalen Aktionsplan Weimar und JenaKultur
Eintritt frei / Reservierung von Karten über den Telefonservice 03643-755 334
ℹ️ Gleich vier Projekte der Spielzeit 2021/2022 widmen sich miteinander verwobenen Themenkomplexen der jüngeren und jüngsten deutschen Geschichte, die gleichzeitig auf internationale Kontexte verweisen: »438 Tage NSU-Prozess« (Premiere: 25.8.2021), »Plattenbauten – Inseln der Gegenwart« (Premiere: 10.9.2021), »Hannibal« (Premiere: 30.9.2021) und »Treuhandkriegspanorama« (Premiere: 20.1.2022)