Der Pferdehändler Michael Kohlhaas, »einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit« wird mit zwei zum Verkauf bestimmten Pferden an der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen aufgehalten. Weil er einen scheinbar benötigten Passierschein nicht vorlegen kann, werden ihm die Tiere gepfändet und verwahrlosen beim Junker Wenzel von Tronka.
Eine Klage gegen dieses Unrecht bleibt erfolglos. Das Bemühen seiner Frau Lisbeth, sich bei der Obrigkeit Gehör zu verschaffen, endet mit ihrem Tod. Kohlhaas sinnt auf Rache und brennt sich durch das Land, um von Tronka zu ergreifen. Erst das Eingreifen von Martin Luther, der als Vermittler zwischen den Regierenden und Kohlhaas auftritt, kann den Wütenden vorerst aufhalten: Luther ermöglicht ihm freies Geleit nach Dresden und eine erneute Anhörung vor dem Gericht wegen seiner geschundenen Pferde. Doch die Mächtigen um den Sächsischen Kurfürsten sind sich nicht einig, wie der Staat auf den Rosshändler reagieren soll. Kohlhaas Recht geben und die begangen Straftaten amnestieren? Oder ihn mit aller Härte aus dem Verkehr ziehen?
Heinrich von Kleists Novelle wurde seit ihrer Veröffentlichung 1808 politisch vielfältig gedeutet: Im Wilhelminischen Kaiserreich galt Kohlhaas als Inbegriff eines wehrhaften Preußen, in der Weimarer Republik als Vorreiter der Arbeiterbewegung gegen das Kaisertum und für die Nationalsozialisten rächt sich der Pferdehändler nicht nur für persönlich erlittenes Unrecht, sondern opfert sich für eine ›größere Sache‹. Eine Verfilmung von Völker Schlöndorff Ende der 1960er Jahre zeichnet die Figur als radikal Linken, der sich gegen den Staatsapparat wehrt und machte Michael Kohlhaas so auch für linksextremistische Bewegungen interessant.
Regisseur Sebastian Martin lässt die Geschichte des Rosshändlers von vier rechtsextremen Erzählerfiguren interpretieren, die sich in Michael Kohlhaas wiedererkennen: vom Staat und seinen Vertretern enttäuscht, ungerecht behandelt und fest entschlossen, sich mit allen notwendigen Mitteln dagegen zu wehren. Die Figuren machen sich Stationen der Novellenhandlung fragmentarisch zu eigen, um die Geschichte mit Bezügen zu unserer Gegenwart in ihrem Sinne umzudeuten. Das Publikum wird mit dieser Lesart der Geschichte konfrontiert und ist gefordert, sich dazu zu verhalten.