25.01.2023

STATEMENT ZU DEN MONTAGSSPAZIERGÄNGEN

Generalintendant Hasko Weber:

Inzwischen ist es uns allen deutlich geworden: Mit den Auswirkungen und begleitenden Maßnahmen der Corona-Pandemie hat sich unsere Gesellschaft auf vielen Ebenen verändert. Besonders der Austausch zu wichtigen Themen führt uns inzwischen oft in konfrontative Begegnungen. Es herrscht ein Mangel an Bereitschaft, sich gegenseitig zuzuhören und unterschiedliche Standpunkte begründet auszutauschen. Auch im öffentlichen Raum ist das deutlich spürbar und für das Deutsche Nationaltheater von großer Wirkung. Insbesondere der Theaterplatz vor unserem Haus und dem Goethe-Schiller-Denkmal wird für politische Veranstaltungen und Kundgebungen in hoher Frequenz genutzt. Das ist demokratisch und unter den Vorzeichen von Zugewandtheit und Respekt unverzichtbar.

Mein Eindruck, der sich besonders an allen Montagabenden wiederholt, ist allerdings von Konfrontation und Destruktion geprägt, die ich nicht verstehe und als Person, wie auch als Generalintendant des Deutschen Nationaltheater und Staatskapelle Weimar, für besorgniserregend erachte. Offene Aufrufe zu Umsturz, zur Ablösung von Landesparlament und Bundestag sind in ihrer Absicht spaltend und destruktiv. Diese kommen ohne jegliche argumentative Herleitung aus und bedienen sich zielgerichteter Emotionalisierung und Ideologisierung. Dies muss als bewusste Abkopplung aus einem angemessenen demokratischen Prozess verstanden werden. Hier wird für mich eine Grenze überschritten.

Wir leben unbestritten in einer konfliktreichen Zeit. Politische Entwicklungen, wie der seit fast einem Jahr anhaltende Krieg in der Ukraine und die daraus resultierenden Verunsicherungen produzieren soziale Notlagen und werfen grundsätzliche Fragen auf: zum Beispiel nach der Widerstandsfähigkeit unserer auf Gemeinsamkeit basierenden Gesellschaftsform. Auch in den wirtschaftlichen Bereichen unserer Republik gibt es starke Verunsicherungen, die sich in den vergangenen Monaten durch den ohnehin vorhandenen Fachkräftemangel und viele krankheitsbedingte Arbeitsausfälle so verschärft haben, dass viele private Unternehmer*innen mit Sorge auf die nächsten Wochen und Monate schauen müssen. Dafür gilt es Auswege und Lösungen zu finden.

Ich hoffe sehr, dass es uns allen möglich wird, dafür die Räume der Verständigung offen zu halten und neu einzurichten. Ich versichere Ihnen, dass das Deutsche Nationaltheater und die Staatskapelle Weimar sich weiterhin für diesen respektvollen und konstruktiven Austausch einsetzen wird, mit unserer künstlerischen Arbeit und im Sinne eines Zentrums der öffentlichen Debatte in unserer Stadt.