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Handlung der Uraufführung »missing in cantu«

»missing in cantu (eure paläste sind leer)« verknüpft drei Handlungsstränge und zeigt Auf- und Untergang der sogenannten Neuen Welt. Die Eroberung des amerikanischen Kontinents durch spanische Konquistadoren im 16. Jahrhunderts, die gegenwärtige Drogenkatastrophe in den US-amerikanischen Vorstädten und die Geschehnisse in einem zerstörten und verlassenen Palast, nach dem kommenden Zusammenbruch, werfen Schlaglichter auf den Aufstieg und Fall einer Weltmacht.

 

 

I aber ich habe dich geliebt
In einer Palastruine beklagt ein Seher das Ende seiner Liebe.

 

II die fenster zerschlagen
Der Seher streift durch die heruntergekommenen Räume des Gebäudes, stößt auf die Überbleibsel des einstigen Prunks und auf seine ehemalige Geliebte Echo.

 

III weit diesen fluss hinab
Konquistador Don Gairre führt eine Expedition spanischer Eroberer auf der Suche nach dem sagenumwobenen Eldorado an. Die Floßfahrt auf dem Amazonas verlangt von den Männern das Äußerste, ihre Moral ist am Boden. Don Gairre gelingt es, den Unmut der Mannschaft für seine Zwecke auszunutzen, sagt sich von der spanischen Krone los, entmachtet den kastilischen Gesandten Don Miguel und macht den Missionar Don Stepano zum König von Eldorado.

 

IV aus tiefem schlummer wieder aufgeschreckt
Echo wirft dem Seher vor, er habe wider besseren Wissens den Untergang nicht verhindert.

 

V okay, ich habe die kamera laufen
Eine Reporterin und ein Kameramann sind in einer US-amerikanischen Vorstadt unterwegs, überraschen einen drogenabhängigen Hausbesitzer, drängen ihn zu einem Interview und geraten unter Beschuss.

 

VI hier hast du deine sprüche verkauft
Echo bezichtigt den Seher der Käuflichkeit und des Opportunismus.

 

VII sie meinte, ihr sei irgendwie schlecht geworden
Ein Fleischfabrikant besucht eines seiner Schlachthäuser und wird von einer Assistentin auf die vielen Mitarbeiter*innen hingewiesen, die an Überdosen ohnmächtig werden und sogar sterben.

 

Otto Katzameier als Seher (Foto: Candy Welz)

 

 

Oleksandr Pushniak (Don Stepano), Camila Ribero-Souza (Hexe) und Opernchor (Foto: Candy Welz)

 

IX das gericht hat getagt
Der wahnsinnige und betrunkene Don Stepano entfesselt im Amazonas-Regenwald ein Terrorregime und strengt Hexenprozesse an. Nach einer peinlichen Befragung wird eine Ureinwohnerin verbrannt.

 

X bildbeschreibung: die ewig gleichen bilder
Im Verlauf einer Autofahrt sterben die Eltern eines kleinen Jungen am Steuer ihres Pickups an einer Überdosis.

 

XI alles, was ich aus der geschichte gelernt habe
Der Seher verkündet seinen Geschichtspessimismus.

 

XII das hier soll eldorado sein
Don Stepano weiht im Dschungel eine Kirche ein. Don Gairre rebelliert mit seinen Männern, sperrt den König und seine Gefolgschaft in das neue Gotteshaus und legt Feuer, dem die Eingeschlossenen zum Opfer fallen.

 

XIII da fehlt doch was in all den liedern
Der Seher attestiert den Liedern Leere und gerät außer sich.

 

XIV wie viele sind da drin
Der drogenabhängige Hausbesitzer nimmt bei einer Sonntagsmesse Geiseln in einer Kirche, verkündet ein Manifest und wird erschossen.

 

XV und da stehst du plötzlich zwischen den säulen 
Echo konstatiert die Absurdität des Wahrsagens.

 

Redaktion: Michael Höppner